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Voller Einsatz für Giacomo Puccini

 Im Centro Studi Giacomo Puccini in Lucca

Ein echter Klassiker im Carus-Programm ist die Messa a 4 voci con orchestra von Giacomo Puccini – auch bekannt als Messa di Gloria. Das Werk machte auch den Anfang in der seit 2012 bei Carus erscheinenden wissenschaftlich-kritischen Ausgabe der Werke von Giacomo Puccini, die vom italienischen Kulturministerium als Edizione Nazionale anerkannt ist. Vier Bände sind bislang erschienen, der nächste – ein Band mit Composizioni per pianoforte – erscheint im Frühjahr und lädt dazu ein, eine wenig bekannte musikalische Facette des berühmten Opernkomponisten Puccini zu erkunden. Herausgegeben wird die Edizione Nazionale delle Opere di Giacomo Puccini vom internationalen Forschungsinstitut Centro Studi Giacomo Puccini in Lucca. Hier setzen sich viele Menschen mit unendlich viel Engagement und großer Beharrlichkeit für „ihren“ Puccini“ ein. Possiamo presentarvi?

Opernfans dürfte das wunderschöne toskanischen Städtchen Lucca als Heimatstadt des Komponisten Giacomo Puccini ein Begriff sein. Hier erblickte Puccini am 22. Dezember 1858 das Licht der Welt. Er wuchs mit sechs Schwestern und einem Bruder in einer Musikerfamilie auf und erhielt schon früh erste musikalische Unterweisungen von seinem Vater. Nach dessen frühen Tod 1864 übernahmen Verwandte und Schüler des Vaters die musikalische Ausbildung. Die Puccinis waren seit vier Generationen Musiker in Lucca, eine kirchenmusikalische Karriere für den jungen Giacomo schien vorherbestimmt. Und tatsächlich: In den frühen 1870er Jahren trat er in den Organistendienst ein und spielte regelmäßig die Orgel in verschiedenen Kirchen in Lucca. In dieser Zeit entstand auch seine heute weltweit bei Chören beliebte Messa a 4 voci. Doch 1876, nachdem er eine Aufführung von Verdis Aida in Pisa erlebt hatte, entschied sich Puccini gegen die Kirchenmusik und für eine Laufbahn als Opernkomponist. 1880 ging er zum Studium nach Mailand, wo er schon bald als Sinfoniker und Opernkomponist von sich reden machte. Die musikalische Qualität, der Schwung und die Frische der „Messa“ ließen ihn aber offensichtlich nicht los. In späteren Opern ließ er musikalische Zitate einfließen, was der Messe nach ihrer Wiederentdeckung im Jahre 1952 große Beliebtheit eintrug.

In Lucca feiert man noch heute den berühmten Sohn der Stadt. Puccinis Geburtshaus blieb lange im Familienbesitz, bevor es 1974 an die Puccini-Stiftung überging. Heute ist hier ein Museum für den Komponisten eingerichtet, das in Lucca eine der ersten Anlaufstellen für Puccini-Fans aus der ganzen Welt ist. Auch die Villa Puccini in Torre del Lago unweit von Lucca, in der Puccini ab 1891 viele Jahre verbrachte und wo viele seiner Opern entstanden, lohnt einen Besuch, das Centro Studi Giacomo Puccini hingegen ist in Lucca in der Casermetta San Colombano untergebracht, auf der historischen Stadtmauer aus der Mitte des 16./17. Jahrhunderts. Hier verfügt das Centro über Büros, eine Bibliothek und einen Konferenzraum. Seit 1996 ist das Centro eine freie, gemeinnützige, als Verein organisierte Kultureinrichtung. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, in der Heimatstadt von Giacomo Puccini die führenden Expert*innen und Freund*innen seiner Person und seines Werks zusammenzubringen – als zentrale Anlaufstelle für Wissenschaft und Praxis.

Untrennbar verknüpft ist das Centro mit dem Namen Gabriella Biagi Ravenni, die der Einrichtung seit 2007 als Präsidentin vorsteht. Gemeinsam mit Julian Budden, Gabriele Dotto, Michele Girardi, Arthur Groos und Maurizio Pera hat sie das Centro 1996 ins Leben gerufen. Seither wurden verschiedenste Forschungsprojekte initiiert, Dokumente gesammelt (im Bestand sind inzwischen über 10.000 analoge und digitale Reproduktionen) und eine Fachbibliothek mit einem Bestand von über 4.000 Einheiten eingerichtet, die ins Nationale Bibliothekssystem Italiens eingegliedert ist. Darüber hinaus organisiert das Centro Kongresse, Konferenzen und Ausstellungen. Und es publiziert kontinuierlich und umfassend zu Puccini und seinem Wirken, z.B. Konferenzberichte, Essays und die Zeitschrift Studi pucciniani. Innerhalb der „Edizione Nazionale“ erscheinen neben den Notenbänden (Carus) auch eine Ausgabe aller erhaltenen Briefe Puccinis (Olschi) sowie mehrere Bände der teilweise unter Puccinis Mitwirkung entstandenen historischen Regiebücher (EDT).

So hat sich das Centro weltweit als Bezugspunkt für verschiedenste Aktivitäten rund um den Komponisten etabliert – sei es in der Forschung, der Verbreitung oder der Beratung von Veranstaltern bei der Realisierung von Puccini-Aufführungen. Und es trägt maßgeblich zu einer umfassenden Neubewertung des Œuvres von Giacomo Puccini bei: So liegt z.B. das lange Zeit fast vergessene Orgelwerk Puccinis mit der kritischen Gesamtedition in einem Band der Edizione Nazionale (ENOGP, 11/2.1) vor. Viele dieser zuvor unbekannten Orgelwerke entdeckten die Musikwissenschaftler*innen des Centro im Nachlass der Ende 2017 verstorbenen Puccini-Enkelin Simonetta Puccini. Auch 100 Jahre nach Puccinis Tod geht im Centro Studi Giacomo Puccini die Arbeit noch lange nicht aus.

Giacomo Puccini: Messa a 4 voci con orchestra
Edizione Nazionale delle Opere di Giacomo Puccini, III/2
SC 6
Carus 56.001/00

Puccini: Messa a 4 voci con orchestra (Messa di Gloria) & Verdi: Quattro pezzi sacri
Unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann musizieren die Gaechinger Cantorey, der Dresdner Kammerchor, die Stuttgarter Philharmoniker sowie Sung Min Song und Krešimir Stražanac.
Carus 83.535/00

Dieter Schickling: Giacomo Puccini
DIE Puccini-Biografie schlechthin von Puccini-Experte Dieter Schickling
Carus 24.126/00

Miriam Wolf ist bei Carus zuständig für Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Printwerbung.

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