„Gipfelwerk der Chorsinfonik“
Jan Schumacher und Beethovens „Missa solemnis“
50 Jahre Carus – 50 Jahre Leidenschaft für die Chormusik, die wir mit Ihnen teilen. Im Carus-Jubiläumsjahr stellen prominente Chorleiter*innen jeden Monat im CARUS Blog ihr persönliches Highlight aus fünf Jahrhunderten Chormusik vor.
„Ein Achttausender des Repertoires“, „Gipfelwerk der Chorsinfonik“ und „schwerste Aufgabe für einen Oratorienchor“ – viele Superlative sind für Beethovens Opus Magnum schon bemüht worden und eines ist sicher: leicht ist der Zugang zur Missa solemnis weder für die Aufführenden noch für das Konzertpublikum.
Der Komponist selbst hat die Missa solemnis als sein „größtes Werk“ bezeichnet. Sie ist das Ergebnis seines jahrelangen Studiums von geistlicher Musik (seit der Gregorianik!) und den liturgischen Texten (und deren Übersetzungen) sowie seines ganz persönlichen Ringens um den Glauben. Man spürt diese intensive Auseinandersetzung in jedem Takt. Und wie auch in seinem sinfonischen und kammermusikalischen Schaffen ist das Werk völlig neu und nie dagewesen, ohne jedoch die Gattung musikgeschichtlich ganz aus den Fugen zu heben. Es ist vielmehr eine Weiterentwicklung und Erhebung des Bestehenden. Andachtsvolle Erhabenheit im „Kyrie“, geballte Energie und dramatische Verdichtung auf engstem Raum in „Gloria“, „Credo“ und „Agnus Dei“, himmlische Weiten in „Sanctus und Benedictus“ – Beethoven lässt in der Ausdeutung des Textes extreme musikalische Unterschiede aufeinandertreffen. Und doch bleibt das Werk in sich ganz geschlossen.
Jan Schumacher (*1980) ist seit 2015 Universitätsmusikdirektor und Professor der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und unterrichtet seit 2019 an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Außerdem leitet er den Chor der TU Darmstadt und das Ensemble Camerata Musica Limburg.
Jan Schumacher wird weltweit als Gastdirigent, Juror und als Leiter von Meisterklassen und Seminaren verpflichtet. Er ist Vorsitzender des Beirates Chor im Deutschen Musikrat, Vizepräsident der International Federation for Choral Music (IFCM) und dem Carus-Verlag als Autor und Herausgeber seit vielen Jahren verbunden.
Und so schließt sich auch der Kreis zu den enormen Anforderungen, die Beethovens Missa solemnis an Chor, Orchester (auch den Dirigenten) und die Zuhörer stellt: Diese sind nicht etwa Resultat kompositorischen Unvermögens (wie gern wird das Beethoven in Bezug auf seine Behandlung der Singstimme nachgesagt!), sondern Kalkül. So wie die Ausführung der Missa uns an die Grenzen führt, so führt uns auch die Reflexion unseres Glaubens an die Grenzen. Es ist klar, dass Beethoven dies für Ausführende und Publikum direkt greifbar machen wollte. Die Beschäftigung mit der Missa solemnis vermag es, einen Menschen zu erheben! So erfüllen sich auch die Worte Beethovens, die er dem Autograph seiner Partitur vorangestellt hat: „Von Herzen – Möge es wieder – zu Herzen gehen.“
Ludwig van Beethoven:
Missa solemnis op. 123
- Originalfassung: Carus 40.689/00
- Bearbeitung für Kammerorchester
(J. Linckelmann): Carus 40.689/50
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