Ein Meisterwerk für Chor, ein Virus und eine App
Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe in carus music, der Chor-App
Insbesondere in Zeiten eingeschränkter Chorprobemöglichkeiten bietet carus music, die Chor-App eine wertvolle Unterstützung für Chorsänger*innen. So freuen sich Mirjam James und Elizabeth Robinson jetzt besonders über diese Übehilfe, um eine Aufführung von Bachs h-Moll-Messe vorzubereiten.
Der Einladung, Bachs h-Moll-Messe mit dem City Chamber Choir in London zu singen, konnte ich natürlich nicht widerstehen. Ich hatte das Werk schon als Studentin aufgeführt, sowohl als Sängerin als auch als Flötistin, und vermutlich ist es ohnehin für alle Chorsänger*innen eines der „Top Ten“ – mit vielen fantastischen Sätzen, die der Chor singen darf. Die Proben zum Werk begannen im Februar. Bald entdeckte ich, dass auch eine andere Sopranistin, Mirjam James, eine Verbindung zum Carus-Verlag hat – sie als Herausgeberin, ich als Übersetzerin. In Mirjams Fall sollte die ganze Familie involviert sein: Ihr Mann und ihr Sohn sollten gemeinsam das „Christe eleison“ singen; die Vorbereitungen waren schon in vollem Gange.
Für unsere wöchentlichen Proben hatten wir beide, Mirjam und ich, uns in carus music, die Chor-App, die Ausgabe der Messe heruntergeladen, um die besonders schwierigen Passagen zu Hause zu üben. Wenn man nicht so gut Klavier spielt, dass man sich selbst beim Üben seiner Stimme begleiten kann, dann ist dies ein hervorragender Weg, das Werk zu meistern. Außerdem kann man gleich im barocken Stimmton üben. carus music, die Chor-App, ist eine kluge Sache, denn sie bietet zwei Dinge in einem: Erstens enthält die Ausgabe die komplette Einspielung des Werkes (hier die prämierte Einspielung mit der Gächinger Kantorei Stuttgart und dem Freiburger Barockorchester unter Leitung von Hans-Christoph Rademann aus dem Jahr 2015. Zweitens kann man die Musik so wiedergeben, dass ein „Coach“ die eigene Partie hervorhebt. Die App ist intuitiv zu bedienen, und man kann sogar die Musik mitsamt „Coach“ verlangsamen, pausieren, einfach zurückspringen und dadurch manche dieser verzwickten Takte und Intervalle wieder und wieder anhören.
Somit können wir angesichts der in die absehbare Zukunft vertagten Proben und des ruhenden Konzertlebens die Zeit nutzen, zu Hause zu üben. Der Chor auf der Aufnahme verschmilzt in unserer Vorstellung mit unserem eigenen Chor, in unseren Köpfen sind wir genauso gut wie die Gächinger Kantorei … Unsere Lieblingsstelle? Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht das „In terra pax“ im Gloria, wo die beiden Flöten einsetzen und ihre Stimmen miteinander verwoben werden. Oder der überwältigende Tutti-Beginn des Sanctus. Aber Sie können sich sicher sein: Wenn das Konzert dann stattfinden wird und das Kyrie beginnt (bis dahin werden Mirjam und ich das Werk auswendig können), wird im Raum kein Auge trocken bleiben. Und lassen Sie uns hoffen, dass Mirjams Sohn uns nächstes Jahr noch als Knabensopran unterstützen kann.
Mirjam James (Sopran I) ist Musikpädagogin und lebt mit ihrer Familie in London.
Elizabeth Robinson (Sopran II) ist freiberufliche Übersetzerin in London.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!