Requiem-Highlights
Requiem-Vertonungen für jeden Chor
Der Carus-Verlag bietet eine Vielzahl an Requiem-Vertonungen, die für Chöre aller Art geeignet sind. Tobias Brommann hat für Sie die Highlights aus unserem Programm zusammengestellt. Viel Spaß beim Entdecken! Selbstverständlich bieten wir alle Ausgaben mit vollständigem Aufführungsmaterial an. Bei vielen der Werke sind auch Übehilfen für Chorsänger*innen erhältlich.
Lachner: Requiem in f
Das Requiem in f (Carus 28.301) von Lachner wurde zum 100. Geburtstag von Mozart geschrieben. Es ist ein eigenständiges Werk, die Mozart-Verehrung ist aber deutlich zu spüren! Die Kyrie-Doppelfuge erinnert sehr an das Vorbild, auch das Dies Irae atmet den Geist vom Mozart-Requiem. Dabei bewahrt Lachner sich seine Eigenständigkeit in der romantischen Tonsprache. Besonders schön ist das Recordare, in dem Klarinette und Bratsche einen wunderbar weichen Klang erzeugen. Beim Sanctus scheiden sich die Geister, viele Komponisten vertonen den Lobgesang der Engel mit einem strahlenden Tutti. Bei Lachner beginnt das „Heilig, Heilig, Heilig“ mit einem warmen 8-stimmigen Chorsatz, begleitet vom tiefliegenden Orchester. Die Musik entwickelt sich langsam bis hin zu einem strahlenden Einsatz der Blechbläser, wie ein sich öffnender Vorhang, hinter dem sich ein weiter, lichtdurchfluteter Raum befindet.
Gounod: Requiem in C
Das Requiem in C (Carus 27.315) von Gounod ist in seiner Kompaktheit voll von Überraschungen, wie ein buntes Mosaik, das einen immer wieder aufhorchen lässt. Gleich der Anfang ist ungewöhnlich, der (leider häufig unterschätzte) französische Komponist benutzt ein von einem einzelnen Ton ausgehende fallende chromatische Linie, im Barock als „passus duriusculus – der harte Weg“ ein Ausdruck des Leidens bekannt. Das nach einem Krimi klingende „Dies irae“ ist ein weiteres Beispiel für den gekonnten Umgang mit dem Text. Besonders interessant und schön ist das „Rex tremendae“, das sogleich in ein sanftes „Salva me“ wechselt um in ein wunderbar lichtes Sopransolo überzugehen, gefolgt vom Chor und einem anrührenden lyrischen Violinsolo.
Saint-Saëns: Messe de Requiem
Verblüffend „schräg“ – so möchte man den Anfang der Messe de Requiem (Carus 27.317) von Camille Saint-Saëns charakterisieren. Es dauert eine Weile, bis sich die Unsicherheit auflöst und ein harmonisches Zentrum gefestigt scheint. Doch der Choreinsatz mit seinen langsam wechselweise aufsteigenden chromatischen Linien verunsichert gleich wieder. Das „Dies irae“ – bei Saint Saëns nicht als Aufschrei vertont – scheint aus der Hölle hervorzusteigen. Auch das „Rex tremendae“ ist ungewöhnlich, hier steht das Zittern im Vordergrund, und auch hier ist die harmonische Basis kaum zu greifen. Quasi um alle Unsicherheit zu vertreiben, strahlt der Chor der Engel auf in voller Besetzung im „Sanctus“, gefolgt von einem warmen „Benedictus“ (interessanterweise vom Chor gesungen!). Und gleich ertönen wieder die „schrägen“, ungreifbaren Harmonien vom Anfang im „Agnus Dei“, das auf einem einzigen Ton endet, „ver“-endet möchte man sagen.
Biber: Requiem in f
Es ist keine Überraschung, dass das Requiem in f (Carus 27.318) von Biber mit einem 6-stimmigen Streichersatz einen wunderbar fülligen Klang bietet, schließlich war der Komponist auch als Geigenvirtuose bekannt. Es ist ein dankbares und vielfältiges Werk, in dem homophone und polyphone Abschnitte abwechseln, häufig überstrahlt vom Glanz der Geigen. Um nur zwei der vielen Highlights zu nennen: Das „Quantus tremor“ in einer harmonisch „würzigen“ Sequenz mit quasi zitternden Violinen, oder aber der gewagte Querstand gleich am Anfang des Sanctus, der einen aufhorchen lässt! (Wer dieses großartige Werk aufführen will und unter Kostendruck leidet sei auf die Orgelfassung verwiesen.)
Bossi: Missa pro defunctis
„Archaisch“ – dieses Wort fällt einem ein, wenn man die Musik von Bossi hört. Die Musik erscheint weniger als eine Komposition in der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert geschrieben, sondern atmet den Geist von Renaissancekomponisten wie Desprez oder Palestrina. Die Komposition hat das Potential, allein durch Hören in eine große romanische Kirche mit großer Akustik zu entführen. Wer sich in dieser Welt zu Hause fühlt, wird diese Missa pro defunctis (Carus 27.304) gut umsetzen können, zumal die Orgel den Chor optional unterstützen kann.
Jommelli: Missa pro defunctis
Möge das Jenseits so schön sein wie der Anfang der Missa pro defunctis (Carus 27.321 ) von Jommelli, in der nichts die Ruhe zu trüben vermag! Jommelli vermittelt in diesem Oratorium trotz des Totengedenkens eine grundsätzlich positive Atmosphäre, und bleibt doch ganz dicht mit seinen kompositorischen Mittel ganz dicht an dem ernsten Thema. Die Vielfältigkeit des Textes spiegelt sich in einem kleingliedrigen Mosaiks der Abschnitte wider, zumal in der Mischung mit einstimmigen gregorianischen Abschnitten – und behält dabei seinen großen Zusammenhang. In der Sequenz „Dies irae“ sei das liebliche „Pie Jesu“ herausgehoben, dessen Musik die Schwerkraft zu überwinden scheint
Suppè: Missa pro defunctis
Mozarts Requiemfragment hat ganz offensichtlich viele nachfolgende Komponisten beeinflusst. So meint man, auch in der Missa pro defunctis (Carus 40.085) von Suppé immer wieder das Vorbild herausblitzen zu hören – in der archaisch wirkenden Kyrie-Fuge, im Bass-Solo des Tuba mirum, im Kontrast der Teile des „Rex Tremendae – Salva me“ – doch immer bleibt Suppé sich und seinem Stil treu. So erschafft er eine virtuelle sakrale Bühne, in der vielen Gefühlsfacetten des Requiem-Textes lebendig werden. Sei es im brodelnden Feuer der tiefliegenden Streicher und verzweifelt herausschreiendem Chor im „Dies irae“, im zum weinen schönen Klagegesang des „Lacrimosa“ oder im gefühlten Sonnenaufgang des Sanctus (hör ich da im beginnenden Streichertremolo etwa Humperdincks „Hänsel und Gretel“, als die Engel herabsteigen? Was für eine Assoziation…). So beweist Suppé in jeder Nummer, wie gekonnt er die Gefühlslagen in seiner Musik zu fassen weiß.
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