Interview mit Nicole Berne

Kurze Musicals für Kinder im Grundschulalter

Interview mit Nicole Berne

Perfektes Repertoire für Kinder von ca. 4 bis 12 Jahren: Nicole Berne hat bei Carus vor kurzem die ersten zwei Mini-Musicals in deutscher Sprache veröffentlicht. Ihre Musicals sind in Frankreich seit Jahren sehr beliebt. Wir haben Nicole Berne für unseren Blog interviewt. 

Sie sind Lehrerin an einer „École maternelle“ in Frankreich. Dort betreuen Sie Kinder im Alter zwischen 3 und 7 Jahren. Vor allem singen Sie viel mit allen Kindern, von den Allerkleinsten bis hin zu den Vorschulkindern. Sind für „Ihre“ Kinder an der „École maternelle“ auch Ihre ersten eigenen Kompositionen entstanden?

Tatsächlich war es so. Vor etwa 25 Jahren habe ich mein erstes Kindermusical geschrieben, weil ich keine Stücke finden konnte, die für die ganz Kleinen geeignet waren. Da ich sehr gerne auf dem Klavier improvisiere, habe ich mich einfach mal drangesetzt, und die verschiedenen Lieder von „Le Petit Chaperon Rouge“ (Rotkäppchen) entstanden spontan. Zunächst dachte ich nicht daran, dieses erste Kindermusical veröffentlichen zu lassen. Weil es aber bei den Kindern großen Anklang fand, kam ich auf die Idee, es einem Verleger anzubieten, der es dann auch in sein Programm aufnehmen wollte. So begann dieses „Abenteuer“ mit dem französischen Verlag „A Cœur Joie“ für mich.

Worauf achten Sie besonders, wenn Sie für diese Altersstufe komponieren und auch Texte schreiben?

Ich kenne die Altersstufe zwischen 3 und 7 Jahren sehr gut. Seit vielen Jahren bin ich Erzieherin an einer „École maternelle“ und hatte auch die Gelegenheit, für gut zehn Jahre an einer Musikschule Kinder dieser Altersgruppe in musikalischer Früherziehung zu unterrichten. Beim Komponieren achte ich auf die Stimmlage der Kinderstimmen. Ich versuche auch, die Stimmungen und Emotionen zu variieren. So lege ich Wert darauf, dass es immer Lieder in Dur und Moll sowie in geraden und ungeraden Taktarten gibt. Es ist mir auch wichtig, dass die Melodien leicht zu merken sind.

Für die Texte verwende ich Wörter, die für Kinder erreichbar sind, aber zugleich versuche ich, ihren Wortschatz erweitern.

Wie vermitteln Sie die Lieder den Kindern am besten? Denken Sie bei der Komposition auch schon an pädagogische Aspekte?

Mein Ziel ist es, dass die Erzieher*innen und Lehrkräfte, die meine Musicals einsetzen, diese als Grundlage für eine zusätzliche pädagogische Arbeit nutzen können, sei es im Bereich der Sprache oder der Musik. Einige der traditionellen Geschichten, die ich verwende, sind den Kindern sehr bekannt, andere etwas weniger. Dies ist eine gute Gelegenheit für sie, diese Überlieferungen zu entdecken und zu sehen, dass es oft mehrere verschiedene Versionen gibt. Bei den eigenen Märchen, die ich geschrieben habe, möchte ich besonders die Vorstellungskraft der Kinder ansprechen.

Wieviel Zeit planen Sie für die Einstudierungen Ihrer Musicals ein?

Normalerweise realisiere ich mit den Kindern ein Musical pro Jahr, wobei wir jede Woche etwa 30 Minuten Chorprobe haben, aber wir singen im Laufe des Jahres auch andere Lieder. Ich denke, dass drei bis vier Monate nötig sind, um ein Musical zu lernen. Falls es eine Einspielung des Musicals gibt, lasse ich die Kinder zuerst diese Aufnahme anhören. So können sie das Werk als Ganzes kennenlernen. Wir nehmen uns die Zeit, die Geschichte zu erzählen, die Unterschiede zu den Versionen, die sie kennen, festzustellen usw. Dann lernen wir die Lieder eines nach dem anderen, normalerweise in der Reihenfolge des Stücks. Meistens beginne ich mit dem Auswendiglernen des Textes im Rhythmus, den die Kinder durch Nachsprechen wiederholen. Dann kommt die Musik dazu: Ich singe einen Satz und die Kinder wiederholen ihn, ebenfalls durch Nachahmung. Ich nehme auch eine gesungene Fassung mit Klavier auf, die ich zur Verfügung stelle, damit die Kinder zu Hause singen und sich die Texte und Melodien leichter merken können.

Auf Ihr erstes selbst komponiertes Musical sind viele weitere gefolgt: Märchen und eigene kleine Geschichten. Inzwischen sind schon 15 Musicals beim französischen Verlag „A Cœur Joie“ erschienen.  Einige Ihrer Musicals sind nicht nur für die ganz Kleinen in der „École maternelle“ geeignet, sondern auch für etwas ältere Kinder, im Grundschulalter. Wie kam es dazu, dass Sie weitere Musicals geschrieben und sogar veröffentlicht haben? Und woher nehmen Sie die Ideen?

Ja, tatsächlich habe ich im Verlag A Cœur Joie bereits 15 Kindermusicals veröffentlicht. Einige sind etwas leichter als andere, aber die meisten richten sich an Kinder zwischen 5 und 8 Jahren.

Am Anfang hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich so viele Kindermusicals komponieren würde, die sogar veröffentlicht werden! Ich denke, es war die Tatsache, dass sie den Kindern und Lehrkräften sehr gut gefallen haben, die mich dazu gebracht hat, weiterzuschreiben.

Die Ideen finde ich im Umfeld der traditionellen Märchen, die einen großen Schatz darstellen. In unserer pädagogischen Arbeit verwenden wir Märchen sehr häufig als Unterrichtsmaterial, daher kenne ich ziemlich viele. Allerdings habe ich auch zwei eigene Geschichten geschrieben. Das erste, „La lune a disparu“ (Der Mond ist verschwunden, Carus 12.472), wurde mir von einer befreundeten Klavierlehrerin vorgeschlagen, die Lieder zum Thema Mond für ein Projekt suchte, das sie am Konservatorium von Villefranche-sur-Saône (in der Nähe von Lyon) mit Kinderchören durchführen wollte. Ich schrieb zunächst vier Lieder, fügte dann zwei weitere hinzu und ergänzte anhand der Lieder die Handlung des Märchens. Was das Thema meiner zweiten eigenen Geschichte „Philemon et le petit Martien“ (Philemon und der kleine Marsmensch) betrifft, so habe ich mich von mehreren bestehenden Geschichten inspirieren lassen: E.T., Toy story, La Boîte à joujoux (Die Spielzeugschachtel) von Debussy, … Die Idee, über Spielzeug zu schreiben, das zum Leben erwacht, über Träume … hat mir gut gefallen, und ich muss sagen, dass dies mein Lieblingsmusical ist!

Manche Musicals wurden (auf Französisch natürlich) in Toulouse vom Kinderchor „Les Eclats“ unter der Leitung von François Terrieux aufgenommen, oft sogar mit einer Orchesterbegleitung, die auch für Playbacks verwendet werden kann. Meistens sehen Sie als Begleitung nur das Klavier und vielleicht noch ein weiteres Instrument vor. Welches Instrument spielen Sie selbst, und wie begleiten Sie Ihre eigenen Musicalaufführungen?

Ich spiele Klavier, und da ist es für mich natürlich naheliegend, dass ich das Klavier als Begleitung meiner Kindermusicals wähle. Manche Lehrkräfte setzen andere Instrumente statt des Klaviers ein. Und auch die Orchesterarrangements, die Chloé Pfeiffer für die (französischen) CD-Aufnahmen erstellt hat, sind bemerkenswert. Ich habe leider an der „École maternelle“ kein Klavier zur Verfügung, um die Kinder zu begleiten. Daher verwende ich, sofern vorhanden, gerne die Aufnahmen des Chors „Les Éclats“, dessen Playback-Versionen wunderbar hilfreich sind.

Haben Sie selbst auch schon als (kleines) Kind gesungen, bzw. spielt(e) in Ihrer Familie zuhause das Singen und Musizieren eine große Rolle?

Singen und Musik haben in meinem Leben schon immer einen großen Platz eingenommen. Als Kind und Jugendliche habe ich im Chor meiner Schule gesungen, auch im Gymnasium. Während des Studiums war ich Mitglied eines universitären Vokalensembles, bevor ich in einen professionellen Chor unter der Leitung von Nicole Corti in Lyon aufgenommen wurde. Parallel dazu spiele ich seit meinem 10. Lebensjahr Klavier und seit einigen Jahren auch Cello.

Seit 2023 veröffentlich der Carus-Verlag einige Ihrer Musicals auf Deutsch. Denken Sie, es gibt etwas spezifisch Französisches an Ihren Musicals? Sprechen Sie vielleicht auch selbst Deutsch?

Ich weiß nicht, ob man bei meinen Kindermusicals von etwas spezifisch Französischem sprechen kann. In meinen Augen sind die Geschichten universell, und die Musik spricht alle gleichermaßen an. Ich freue mich, dass meine Musik nun auch in Deutschland gespielt wird. Es ist ein Land, das ich sehr mag, mit einer großen Musiktradition, und es ehrt mich, dort veröffentlicht zu werden! Ich habe in der Schule Deutsch gelernt, aber leider spreche ich es nicht sehr gut. Dennoch habe ich die Übersetzungen der bereits bei Carus veröffentlichten Kindermusicals gelesen und finde sie sehr gelungen!

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Nicole Berne
Die Prinzessin auf der Erbse
Carus 12.472/00

Nicole Berne
Der Mond ist verschwunden!
Carus 12.471/00

Nicole Berne (*1964) ist Lehrerin an einer französischen „École maternelle“ und arbeitet dort musikalisch mit Kindern zwischen 3 und 7 Jahren. Für diesen Zweck schrieb die Sängerin und Pianistin auch ihre ersten eigenen Kompositionen. Inzwischen sind beim französischen Verlag À Cœur Joie 15 Kindermusicals von Nicole Berne erschienen. 2023 hat der Carus-Verlag begonnen, einige davon auch in deutscher Sprache zugänglich zu machen.

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