Chorprojekt 2022 Sonne, Mond und Sterne des Gesangvereins Frohsinn 1864 Lengfeld e.V

Ein Chorprojekt endet mit zwei fulminanten Konzerten

Etwa 4 Jahre ist es her, dass zwei Menschen aus Otzberg sich auf den Weg machten zu einer Fortbildung bei einem Musikverlag. Sie lernten dort unter anderem Peter Schindler mit seiner Kantate Sonne, Mond und Sterne (Carus 10.601) kennen. Und so kehrten sie heim mit jeder Menge Begeisterung für diese Musik. Aber wie es eben so ist, zu Hause standen für die Chöre dann doch andere Dinge im Fokus, denn das Chorfest in Leipzig sollte stattfinden und eigene Konzerte und dann kam noch das „böse C“ und machte alle Pläne zunichte.

Bei den beiden Menschen handelte es sich um Andrea Esdar, 1. Vorsitzende, und Claudia Simone Leib, Chorleiterin, der Chöre des Gesangverein Frohsinn 1864 Lengfeld, einem Ortsteil der Gemeinde Otzberg. Wer uns kennt, weiß, dass auch ein Virus uns vielleicht mal schwächt, aber uns sicherlich nicht von neuen Dingen und motivierenden Projekten für unsere Chöre abhält. Wir überlegten uns, wie wir neuen Schwung in die Otzberger Chorlandschaft bringen könnten, und kamen auf die Idee, die Kantate Sonne, Mond und Sterne aus dem Schrank zu holen.

Wir kontaktierten den Komponisten Peter Schindler und „trafen“ uns mit ihm virtuell über Zoom. Er war von der Idee begeistert und sagte gleich seine Unterstützung zu. Man war sich einig, das Projekt gemeinsam anzugehen, wenn die Finanzierung steht. Also wurde ein Antrag beim Förderprogramm IMPULS für Amateurensembles im ländlichen Raum des BMCO gestellt. Die Freude war groß, als wir als Weihnachtsgeschenk am 24.12.2021 eine Zusage für die Fördermittel erhielten. Doch wir benötigten noch weitere Sponsoren, um das Projekt zu finanzieren. Wir fragten bei verschiedenen Organisationen und Firmen an und konnten die zusätzlich benötigten Mittel aquirieren.

Wir holten die Sänger*innen mit ins Boot, gewannen den Bürgermeister als Schirmherrn und legten den 19. Februar 2022 als Kick-Off-Termin fest. An diesem Tag sollte die Kantate durch den Komponisten in Otzberg vorgestellt werden.

Die Februarstürme ließen Peter Schindler jedoch nie ankommen, denn an dem festgelegten Termin wurde der komplette Berliner Zugverkehr lahmgelegt. Corona-sei-Dank konnten wir mit Leinwand, Zoom und Co. umgehen und Peter virtuell ins Volkshaus nach Otzberg „zaubern“, wo er den Anwesenden Auszüge aus seiner Kantate vorstellte.

Der Februarsturm sollte nicht die erste heftige Böe sein, die das Projekt ins Wanken brachte. Auch in unseren Chören regte sich Widerstand, denn es handelte sich um eine völlig neue Literatur, die wir so noch nicht gesungen hatten und sich einige nicht zutrauten. Auch gefiel einigen die Art der Musik nicht und aus vielen helfenden Händen wurden immer weniger, da Corona seinen Tribut im Leben vieler Beteiligter forderte.

Wir wollten das Projekt jedoch nicht kampflos aufgeben und suchten daher Rat beim Hessischen Sängerbund. Jochen Stankewitz, Leiter des Bundesmusikausschusses, kannte unsere Chöre bereits von mehreren Workshops. Er entwickelte gleich Ideen für die Umsetzung mit einer kleineren Chorbesetzung als ursprünglich angedacht und sagte dann zu unserer großen Freude zu, die musikalische Gesamtleitung zu übernehmen. Da die Sonderproben am Samstag für das Projekt schon feststanden, er aber einige kollidierende Termine hatte, übernahm auf seinen Wunsch hin bei seiner Abwesenheit die Lengfelder Chorleiterin die Probenarbeit.

So startete das Projekt letztendlich am 2. April 2022. In unserem gemischten Chor bereiteten wir uns zunächst auf die Teilnahme beim Deutschen Chorfest vor, danach sollte auch hier die Kantate geprobt werden, damit alle, die samstags verhindert waren, trotzdem die Chance hatten, beim Projekt mitzumachen. Nach und nach kamen Sänger*innen aus anderen Ortsteilen Otzbergs, den Nachbargemeinden sowie aus dem Chor des Pianisten Friederich Haller aus Walldorf dazu. Und so wurde aus der kleinen Schar ein feiner Chor von 30 Personen.

Der Komponist Peter Schindler hatte uns gesagt: „Macht aus der Kantate das, was für euch passt.“ Und genau das haben wir dann umgesetzt. Neben dem Projektchor wurde der Frauenchor SingTONics unseres Vereins mit ins Boot geholt, der Kinder- und Jugendchor Regenbogenkids aus Groß-Zimmern und zusätzlich zu den Solisten bildete man noch ein Quartett. Jochen Stankewitz suchte gezielt die passenden Stücke für die Chöre und die Solisten aus. Von Anfang an war klar, dass wir nicht alle Lieder der Kantate in der zur Verfügung stehenden Zeit einstudieren können. Jedoch sind viele Texte wichtig, um den roten Faden nicht zu verlieren. So ließen wir die Texte, die nicht gesungen wurden, durch einen Sprecher rezitieren. Für die Aufführung entschieden wir uns für die kleine Besetzung mit Piano, Kontrabass und Schlagwerk, einfach aufgrund der Größe der Räumlichkeiten für die Konzerte sowie aus finanziellen Erwägungen.

Immer wieder fielen Sänger*innen wegen Krankheit aus, es kamen Zweifel auf, ob wir das denn alles schaffen. Die Organisatoren hatten deutlich mehr Arbeit als vorher angenommen und gingen oft über ihre Belastungsgrenze hinaus. Gleichzeitig gab es immer wieder positive Erlebnisse: neue Sänger*innen, die neue Motivation und neuen Schwung in die Gemeinschaft einbrachten. Das Gefühl, bei etwas Besonderem dabei zu sein. Die immer gut gelaunten Ehrenamtlichen aus unserem Verein, die sich um die Probenbewirtung kümmerten. Und vor allem die Musik von Peter Schindler, die alle nach und nach immer mehr in ihren Bann zog und einen Ohrwurm nach dem anderen erzeugte.

Am ersten Adventswochenende war es dann schließlich so weit. Die Aufführung der Kantate Sonne, Mond und Sterne des Chorprojektes 2022 fand am Samstag, 26.11.22 und Sonntag, 27.11.22 in der evangelischen Kirche in Otzberg-Lengfeld statt. Insgesamt knapp 60 Mitwirkende führten die Kantate unter der Leitung von Jochen Stankewitz in einer wundervoll beleuchteten Kirche auf: Claudia Simone Leib und Holger Siegl als Solisten, Friederich Haller am Piano, Marcel Sartor am Schlagzeug, Ulrich Wagner am Kontrabass, Tim Albrecht als Sprecher, der Projektchor 2022, der gemischte Chor und der Frauenchor SingTONics aus Lengfeld sowie der Kinderchor Regenbogenkids aus Groß-Zimmern bereiteten den Zuhörern Gänsehautfeeling.

Hatten uns die Februarstürme noch aus der Bahn geworfen, so erlebten alle Mitwirkenden nun einen Sturm der Gefühle, ausgehend vom Publikum im zweimal fast voll besetzten Haus: Einen Sturm der Begeisterung, der Freude, der Tränen, des Glücks dabei gewesen zu sein. Die Besucher dankten den Akteuren mit nicht endenwollendem Applaus und Standing Ovations für den anrührenden Abend. Original-Töne aus dem Publikum sprachen von einer Aufführung „die ans Herz gegangen ist“ – „spannend und abwechslungsreich“ – „ein Kunstgenuss und das hier in unserem Otzberg“ – „einfach stimmgewaltig und schön“ – „die Solisten waren mitreißend“.

Am Sonntagabend nach dem Konzert saßen alle Mitwirkenden zusammen und waren sich einig: schade, dass es vorbei ist. Es war für die Sänger*innen eine großartige Erfahrung, mit Profis gemeinsam auf der Bühne zu stehen, in diese Kantate einzutauchen und die deutsche Lyrik, die verschiedenen Dichter und Denker zu entdecken bzw. zu erleben. Und, ganz besonders, die fantastische Musik und die Lieder, die Peter Schindler geschrieben hat, darzubieten. Wir alle werden noch sehr lange mit Freude und Glück im Herzen daran denken.

Und auch aus Sicht der Organisator*innen hat sich das Projekt, trotzt aller Widerstände, Unwägbarkeiten und Mühen, mehr als gelohnt. Unser Fazit: Wir sind froh, dieses Projekt durchgeführt zu haben und können uns auch vorstellen, in Zukunft ein weiteres Projekt dieser Art anzugehen.

Sonne, Mond und Sterne
Peter Schindler
Carus 10.601

Sonne, Mond und Sterne (CD)
Peter Schindler
Carus 83.397

Peter Schindler

Antje Engert trat im Jahr 2013 in den Gesangverein „Frohsinn“ ein und hat sich bereits im darauffolgenden Jahr im Vorstand engagiert. Seit März 2017 ist sie 2. Vorsitzende des Vereins. Das Chor-Singen entdeckte sie zu diesem Zeitpunkt in Otzberg. Jährlich stattfindende Workshops des Gesangvereins begeisterten sie und luden sie ein mehr von dem Chorgesang, der Gemeinschaft in diesem Verein und ihre Stimme für sich zu entdecken.

Andrea Esdar trat dem Gesangverein „Frohsinn“ im Jahr 2008 bei. Bereits nach drei Monaten wurde sie in den Vorstand gewählt und engagiert sich seither für den Verein. Im Jahr 2014 absolvierte sie an der Chorleiterschule in Frankfurt den Lehrgang zur Vizechorleiterin und steht den Chören seitdem auch als vertretende Chorleiterin zur Verfügung. Seit März 2017 ist sie zudem 1. Vorsitzende des Vereins.

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