Ein euphorisches Hörerlebnis

Anna Bockischs Lieblingsstück ist die Schütz-CD „Madrigale & Hochzeitsmusiken“.

Einer ihrer Lieblingsmomente jeder CD-Produktion ist der Augenblick, wenn Anna Bockisch das finale CD-Master auf den Schreibtisch bekommt – welch ein Privileg, das Endergebnis eines langen Projektes als Erste nach Tonmeister und Künstlern hören zu dürfen! Und manchmal gibt es diese Aufnahmen, die einen so vollständig in den Bann ziehen, dass alle weitere Arbeit erstmal einem reinen, euphorischen Hörerlebnis weichen muss…

Einer meiner Lieblingsmomente jeder CD-Produktion ist der Augenblick, wenn ich das finale CD-Master auf den Schreibtisch bekomme – welch ein Privileg, das Endergebnis eines langen Projektes als Erste nach Tonmeister und Künstlern hören zu dürfen. Natürlich bedeutet dies im Alltag einer CD-Lektorin neben dem Hörvergnügen auch noch einmal Arbeit – meist geht das Durchhören der Aufnahme mit einem letzten Korrekturdurchgang der Liedtexte im Booklet einher, die richtige Zuordnung der Musiker zu den einzelnen Tracks wird kontrolliert, in seltenen Fällen gibt es auch noch einmal eine Rückfrage an den Tonmeister.

Doch dann gibt es manchmal diese Aufnahmen, die einen so vollständig in den Bann ziehen, dass die andere Arbeit erstmal einem reinen, euphorischen Hörerlebnis weichen muss. Besonders schön ist natürlich, wenn dies – wie bei den „Madrigalen & Hochzeitsmusiken“ von Heinrich Schütz – am Freitagnachmittag am Ende einer langen Arbeitswoche passiert.

Ich kann gar nicht genau definieren, wodurch dieses besondere Gänsehautgefühl beim Hören dieser CD von der ersten bis zur letzten Minute bei mir ausgelöst wird. Ist es die ungewohnte Leichtigkeit, die man im geistlichen Werk von Schütz zwar auch erspüren kann, aber selten so deutlich wie bei diesen wenigen weltlichen Werken, die von ihm überliefert sind? Ist es das kunstvolle Zusammenspiel der Gesangsstimmen und der Instrumente bereits in der allerersten Minute der Aufnahme? Sind es die raffinierten musikalischen Wendungen, die man z.B. in den Zinken hören kann? Oder ist es die perfekte gesangliche Harmonie der wunderbaren Solistengruppe? („Nachdem ich lag in meinem öden Bette“ SWV 451 und „Lässt Salomon sein Bette nicht umgeben“ SWV 452 mit der Sopranistin Dorothee Mields und dem Bassisten Felix Schwandtke seien hier nur als eines von vielen Beispielen genannt.)
Was auch immer der genaue Grund sein mag – durch die „Madrigale & Hochzeitsmusiken“ habe ich Heinrich Schütz, ohnehin einer meiner Lieblingskomponisten, auf eine ganz neue Art erfahren dürfen. Konsequenterweise ist Vol. 19 meine neue unangefochtene Lieblings-CD der gesamten Schütz-Gesamteinspielung – einen Platz, den zuvor die Vol. 3 der Reihe (die „Musikalischen Exequien“) innehatte. Da bleibt nur noch zu hoffen, dass die im Juni erscheinende letzte Folge der Heinrich-Schütz-Gesamteinspielung das Ganze noch einmal zu toppen vermag.

Die Musikwissenschaftlerin und aktive Chorsängerin Anna Bockisch ist seit 2010 CD-Lektorin bei Carus. Zuweilen amüsiert sie Kolleginnen und Kollegen mit ihrer kindlichen Freude, wenn eine neue Lieblings-CD druckfrisch aus dem Presswerk angeliefert wird.

 

Schütz: Madrigale & Hochzeitsmusiken. Complete recording, Vol. 19 (Rademann)

Schütz Madrigale / Hochzeitsmusiken, Vol 19 Ein neuer Höhepunkt in der ersten Schütz-Gesamteinspielung: Nur sehr wenig weltliche Musik von Heinrich Schütz ist heute überliefert. Seine Lieder und Hochzeitsmusiken sind ein wertvolles Zeugnis für die meisterhafte Madrigalkunst, die er sich während seiner Studienjahre in Venedig aneignete.

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