Starke Aussagekraft durch einfache Mittel
Cornelia Fahrion ist tief berührt von Claudio Monteverdis Sammlung „Selva morale et spirituale“.
Cornelia Fahrions erste Erfahrungen mit Monteverdi hat sie im Vokalensemble mit seinen weltlichen Matrigalen gemacht, ist aber auch sehr schnell auf seine kirchenmusikalischen Werke aufmerksam geworden. Und auch wenn sie nicht sagen kann, dass sie ein bestimmtes „Lieblingsstück“ hat, kann sie doch eine ganze Sammlung musicalischer Werke nennen, welche sie tief berühren.
Schon seit ich denken kann gilt meine Liebe vor allem der Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts. Als ich mich für ein Gesangsstudium entschied, war es keine Frage, dass auch hier der Schwerpunkt auf der Alten Musik liegen sollte. In diesem Rahmen habe ich so viel schöne Musik kennengelernt, dass es mir schwer fällt, mich zu entscheiden. Und wenn ich mir die Frage stelle: „Was ist mein Lieblingsstück?“, dann kann ich – wie vermutlich die meisten – nicht nur eines nennen. Dass es aus dem Bereich der Alten Musik sein würde, war mir jedoch sofort klar.
Meine ersten Erfahrungen mit Monteverdi habe ich im Vokalensemble mit seinen weltlichen Madrigalen gemacht, bin aber auch sehr schnell auf sein kirchenmusikalisches Oeuvre aufmerksam geworden. Und auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich ein „Lieblingsstück“ habe, so kann ich doch eine ganze Sammlung mit Musikstücken nennen, die mich zutiefst berühren. Und das, obwohl diese bereits vor beinahe 400 Jahren gedruckt worden ist: Claudio Monteverdis Selva morale e spirituale von 1641. Diese Musik hat auch nach dieser langen Zeit nichts von ihrer Aussagekraft verloren und verursacht bei mir Gänsehaut, gleich wie oft ich sie schon gehört oder auch selbst musiziert habe. Und dabei liegt der Grund für die Aussagekraft dieser Musik nicht in ihrer harmonischen Komplexität oder an Effekthascherei. Mit mitunter einfachsten Mitteln erreicht sie ihr Ziel und trifft – mich zumindest.
Der Inhalt der Selva hält, was der Titel verspricht. Selva, italienisch für Wald, bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert enzyklopädische Sammlungen mit allumfassendem oder summierendem Charakter. Genau das ist die Selva morale e spirituale Monteverdis: Sie ist eine Beispielsammlung aus 30 Jahren kirchenmusikalischem Schaffen. Daher rührt ihre Vielfältigkeit: von Monteverdi selbst zusammengestellt, gibt sie einen Überblick über jene Werke, die er selbst für einen repräsentativen Querschnitt seiner Zeit als Kapellmeister an San Marco in Venedig hielt. Und natürlich gehören dazu Werke unterschiedlichster Gattungen und Besetzungen. Herausgekommen ist eine Sammlung mit 37 Werken, die in jeder Hinsicht so vielfältig sind, wie man es sich nur wünschen kann – es ist für jeden etwas dabei!
Auch wenn die Selva morale oftmals im Schatten der heutzutage viel bekannteren Marienvesper steht, hat sie ihr gegenüber sogar Vorteile: Es ist von Sologesang mit Generalbassbegleitung (wie in den Motetti) über klein kammermusikalisch besetzte Stücke mit gleichberechtigten Gesang- und Instrumentalstimmen (wie das wunderschöne Iste Confessor) bis hin zu Werken mit Solisten, groß besetztem Chor und concertierenden Instrumenten (wie beispielsweise in den Salmi) alles enthalten; auch die verschiedensten liturgischen Anlässe sind abgedeckt. Und gerade die größer besetzten Werke wie die Psalmvertonungen mit ihren meist homophonen tutti-Teilen eignen sich hervorragend für Chöre, die gerne Musik von Monteverdi singen, sich aber nicht an die schwerer umzusetzende Marienvesper wagen wollen.
Gerade dieses Jahr anlässlich des 450. Geburtstags von Monteverdi bietet es sich an, seine wundervollen Kompositionen zu musizieren – vielleicht ist auch das ein oder andere Lieblingsstück aus der Selva mit dabei.
Cornelia Fahrion studiert Musikwissenschaft sowie Gesang mit Schwerpunkt Alte Musik und arbeitet seit November 2016 als Werkstudentin in Lektorat und CD-Label.
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