Daniel Stickans klangvolle Wasserwelten

Die Kinderkantate „Wassermusik“ als Botschafter für Ressourcenschutz

Wie kann Musik das Nachdenken über die Erde und ihre Ressourcen fördern? Die Neukomposition „Wassermusik“ von Daniel Stickan lässt Kinder, Jugendliche und Erwachsene in eine faszinierende Wasserwelt eintauchen und wirft so die Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit der Grundlage unseres Lebens auf.

In Deutschland verbrauchen wir im Durchschnitt 20 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr (= 20.000.000.000 m³); das entspricht 20 Billionen Liter (20.000.000.000.000 Liter). Einen Großteil dieser Wassermenge benötigt die hier ansässige Industrie und Landwirtschaft. Als Privatperson verbrauchen wir im Moment durchschnittlich 130 Liter Wasser pro Tag. In diesen Zahlen steckt lediglich das Wasser, das wir aus dem deutschen Trinkwasservorräten entnehmen, das aber nur einen Teil unserer tatsächlich verbrauchten Wassermenge darstellt. Daher berechnet das Umweltbundesamt auch den konsuminduzierten Wasserfußabdruck, der Auskunft darüber gibt, wie viel Wasser für die Produktion von Dingen, die wir kaufen (Lebensmittel, Kleidung, Kosmetika usw.), in anderen Ländern verbraucht werden mussten, um diese Produkte herstellen zu können. Über den Konsum vieler Produkte verbrauchen wir also nicht das Trinkwasser, das uns hier in Deutschland zur Verfügung steht, sondern die weltweiten Trinkwasserressourcen. Wird dieses sogenannte „virtuelle Wasser“ in der Rechnung unseres jährlichen Trinkwasserverbrauchs in Deutschland berücksichtigt, dann werden aus 20 Mrd. m³ plötzlich 219 Mrd. m³ Wasser – also 219.000.000.000.000 Liter. Eine unvorstellbar große Zahl, die deutlich macht, dass Grenzen zwischen Ländern und Kontinenten beim Ressourcenschutz eigentlich irrelevant sein sollten.

Moment! In diesem Blogbeitrag sollte es doch eigentlich um Musik gehen! Stattdessen lesen Sie eine wilde Zahlenschlacht, die zeigen soll, dass wir unvorstellbar viel Wasser verbrauchen.

Musiker*innen wurden in den letzten Jahren immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihre Arbeit für die Gesellschaft nicht relevant sei. Zwangsläufig ergibt sich daraus die Frage, was für das Funktionieren der Gesellschaft wichtig ist und wie genau eine Gesellschaft aussehen sollte, die für alle Lebewesen bestmöglich funktioniert. Die Antworten auf diese Fragen sind nicht immer leicht zu finden und werden sich ziemlich sicher im Laufe der Zeit ändern. Auf der Suche nach Antworten kann Musik Inspiration und Unterstützung sein. Nicht nur, weil uns die Musik – und die Kunst im Allgemeinen – erst zu Menschen machen, sondern auch, weil die Musik Themen aufgreifen kann, die sich um wichtige Fragen unserer Zeit drehen. Und nicht zuletzt ist es mit Hilfe der Musik möglich, Welten zu erschaffen, die unseren Idealen und Träumen entspringen.

In Daniel Stickans Wassermusik (Carus 12.262) lautet der erste gesungene Text: „Du Bächlein, silberhell und klar“. Musik und Text lassen uns in eine andere Welt eintauchen, wo saubere Bäche durch eine intakte Landschaft fließen, man ihrem Lauf entlangwandert, die Natur betrachtet und in einen Dialog mit dem beständig plätschernden Wasser tritt. Denn der Klimawandel und all seine Gefahren für Mensch und Natur sind in Stickans Wassermusik nicht präsent. Er verarbeitet das Wasser in all seinen Formen und Facetten zu musikalisch-klanglichen Wirklichkeiten und kreiert ein sensorisches Erlebnis, das alle Beteiligten in eine eindrückliche Wasserwelt mitnimmt. Er regt dadurch zum Nachdenken an, ohne mahnende oder tadelnde Worte verwenden zu müssen. Die von Stickan ausgewählten Texte sind dabei für Erwachsene wie für Kinder gleichermaßen interessant, denn sie kreisen um universelle Themen und sprechen uns ganz unmittelbar an. Der Wind, der für den gasförmigen Aggregatzustand des Wassers steht, wird beschrieben als Kraft, die uns immer begleitet, uns wachrüttelt und neue Ideen weckt: „Seine Freiheit schüttelt dich wunderbar und es fegen dir Wünsche aus Stirn und Haar“. Die drei Aggregatzustände des Wassers werden in Stickans Wassermusik außerdem zum Anlass genommen, über das schwer fassbare Konzept der Trinität Gottes nachzudenken. Vater, Sohn und Heiliger Geist werden symbolisch in Form von Wasser, Wind und Eis erfahrbar gemacht. Diese zusätzliche inhaltliche Ebene der Wassermusik lässt das Werk vielschichtig werden, ohne zu überfordern. Denn nicht selten sind Umwelt- und Klimaschutz religiös motiviert: Gott hat uns Menschen die Erde anvertraut und uns den Auftrag gegeben, sie zu kultivieren und zu schützen. Die Erde liefert uns alles, was wir zum Leben brauchen, wenn wir dazu bereit sind, für ihre Erhaltung Sorge zu tragen.

Daniel Stickans Kompositionsstil fördert das bewusste Erleben des Werks und das Nachdenken über das Gehörte, denn er schafft eine Atmosphäre, die durch Musik, Texte, Geräusche und kleine szenische Handlungen ganzheitlich ergreifend wird. Er verwendet Elemente der Minimal-Music und verarbeitet diese zu einem eigenen Stil. Instrumental zum Teil sehr virtuos gestaltete Passagen kombiniert Stickan mit den schlicht, aber präzise geführten Melodielinien des Kinderchores und schafft es, Erwachsene und Kinder musikalisch zu fesseln und gleichzeitig inhaltlich zum Nachdenken anzuregen.

Im Carus-Verlag sind zahlreiche Werke für Kinder- und Jugendchöre erschienen, die das Nachdenken über den Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen fördern. Hier eine Auswahl für verschiedene Alters- und Schwierigkeitsstufen:

Weitere Werke für Kinder- und Jugendchöre sind in Vorbereitung. Um keine Neuerscheinung und aktuelle Themen zu verpassen, abonnieren Sie bequem unseren monatlichen Carus-Newsletter.

Wassermusik
Daniel Stickan
Carus 12.262

Der kleine Prinz
Sebastian Bund
Carus 12.442

Der blaue Planet
Peter Schindler
Carus 12.842

Daniel Stickan

Ohrenbärin Moppeline
Wolfgang König
Carus 12.013

Kathrin Schweizer studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und ist seit September 2022 Lektorin im Carus-Verlag. Zuvor war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg tätig. Als freischaffende Sängerin musiziert sie mit namhaften Chören und Ensembles.

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