Dankbare Messe mit fulminantem Klang
Volker Hempfling dirigiert gerne Puccinis „Messa di Gloria“.
Musik, Italien, Wein, … wer das alles liebt, kommt an Puccinis Messa a 4 voci con orchestra (Messa di Gloria) nicht vorbei, so der Chorleiter und Herausgeber Volker Hempfling – der sich übrigens derzeit intensiv mit einem ganz anderen Thema beschäftigt, nämlich der Zusammenstellung des neuen Chorbuch Gospels und Spirituals (erscheint im Oktober).
Musik, Italien, Wein, … wer das alles liebt, kommt an Puccinis Messa a 4 voci con orchestra (Messa di Gloria) nicht vorbei. Aber ist das eine Messe? Diese opernhafte Kirchenmusik überraschte mich als Protestanten aus Saarland im ersten Moment, doch habe ich das Werk viele Male mit Begeisterung aufgeführt, u.a. in der Kölner Philharmonie, im Altenberger Dom und sogar in Israel!
Als 15-Jähriger war ich mit der Jugendkantorei der Pfalz am Gardasee, natürlich gehörte zum Programm auch ein Besuch der Arena in Verona – mein erster Kontakt mit Oper, und dann auch noch Verdis Aida und Bizets Carmen. Überwältigt von diesen Eindrücken fühlte ich mich zu dieser Musik hingezogen und wollte mehr davon kennnenlernen. Auch der junge Puccini ließ sich vom Altmeister Verdi beeindrucken und von dessen Instrumentationsideen inspirieren.
Die Leichtigkeit und Vitalität, wie besonders zu Beginn des Gloria, hat Ohrwurmcharakter und zeigt bereits die Subtilität seiner späteren Opern, in denen er dann auch aus dieser Messe einige Themen zitierte. Daneben stehen auch tiefsinnige Teile, wie das Crucifixus, das mit der opernhaften Darstellung durch das Bass-Solo beindruckt und ganz dem Text entsprechend eine dramatische Funktion erfüllt, bevor der Chor im Et resurrexit die bekannten Klänge wieder auferstehen lassen kann.
Puccini wird gelegentlich vorgeworfen, er würde „simpel“ komponieren, doch oft wird dabei vergessen, wie lange er sich als 19jähriger mit den Stoffen abquälte, wieviel er über die neuen Entwicklungen in der Musik nachdachte und wie anspruchsvoll schon diese frühe Messe für den Chor ist. Trotzdem gehört die Messa di Gloria auch zu den dankbaren Stücken eines Chorleiters: Mit den Sängerinnen und Sängern spürt man bereits in den ersten Proben die Freude, sich einmal richtig auszusingen und wenn das Orchester dazukommt entsteht ein fulminanter Klang, in den sich die Solisten geradezu nur noch hineinlegen müssen. Das Publikum kann nach einem solchen Hörerlebnis kaum anders, als die aufgesogene Ausgelassenheit bei einem Glas Wein und Gesprächen über die schönen Seiten des Lebens weiterzuleben.
Natürlich kann nicht jeder Chor mit einem sinfonischen Orchester auftreten, aber auch die reduzierte Fassung für Kammerorchester (CV 56.001/50) bietet eine optimale Balance von Durchsichtigkeit und orchestralem Klang, wobei der sinfonische Charakter trotzdem erhalten bleibt.
Der Kirchenmusiker und Chorleiter Volker Hempfling leitete die von ihm 1968 gegründete Kölner Kantorei bis 2014, 1983 übernahm er die Leitung des Gürzenich-Chores in Köln. Von 1972 bis 1979 war er als Kirchernmusikdirektor und Domorganist am Altenberger Dom aktiv. Insgesamt 25 Jahre lehrte Hempfling als Chorleitungsprofessor an den Musikhochschulen des Saarlandes und Düsseldorf. Er ist als Musikpädagoge sowie als Juror zahlreicher Chorwettbewerbe aktiv und Herausgeber von Chorbüchern bei Carus.
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