Perpetuum mobile
Best Practice mit Chorleiterin Christiane Hrasky
Der Codex Buranus, die berühmte Sammlung mittelalterlicher Lied- und Dramentexte aus dem Kloster Benediktbeuern, birgt bis heute viele spannende Geheimnisse: Wer hat die Texte verfasst? Wozu, und vor allem: für wen? In seinem Werk Perpetuum mobile hat Peter Schindler 44 Texte aus dem Codex vertont. Chorleiterin Christiane Hrasky hat das umfangreiche Chorwerk mit ihrem Chor aufgeführt und teilt ihre Proben- und Aufführungserfahrungen.
Ich habe Perpetuum mobile von Peter Schindler mit meinem Chor, dem Franz-Schubert-Chor Hamburg, im Mai 2025 aufgeführt. Bei dem Konzert haben ca. 70 Sänger*innen mitgesungen. Dazu zwei Solist*innen, ein Schlagwerker, eine Pianistin, ein E-Bassist und ein Klarinettist (Klarinette fand ich schöner als Saxophon).
Erstmal vorweg: Das Stück macht großen Spaß und ich empfehle eine Aufführung sehr! Die Schindler-typische Verbindung zwischen E-Musik und U-Musik füllt eine Repertoirelücke für weltliche und kirchliche Chöre. Die Musik ist eingängig, sehr facettenreich und leicht einzustudieren.
Der Text ist super und inhaltlich aktueller denn je. Aber: viel und durchweg Latein. Es gibt kaum Textwiederholungen und dadurch ist der Text eine Herausforderung für den Chor. Bei 90 Minuten fast durchgehendem Chorgesang steckten auch noch in der Aufführung die Köpfe sehr in den Noten.
Bei einer nächsten Aufführung würde ich kürzen, damit die Chorsänger*innen die Chance haben, einige Textpassagen auswendig singen zu können. Der Spannungsbogen ist bei einer kürzeren Aufführungsdauer sicherlich besser zu halten.
Um das Publikum in den Inhalt der Stücke mit hineinzunehmen, habe ich noch eine Sprecherin eingebaut, die im fließenden Übergang die Kurz-Übersetzung vor jedem Stück gesprochen hat. Dadurch wurde der lateinische Text etwas aufgelockert und der großartige Inhalt noch mehr zur Geltung gebracht. Die Kurz-Übersetzung haben wir selbst neu geschrieben.
Ich halte sowohl für den Chor als auch für das Publikum eine Aufführungsdauer von 60 Minuten für ideal. Die Nummern bauen inhaltlich aufeinander auf. Da Inhalte oft wiederholt oder von verschiedenen Seiten beleuchtet werden, ist eine Kürzung sehr gut möglich.
Dies ist mein Vorschlag:
Akt 1: 1, 2, 3, (4), 5, 6, 7, (8)
Akt 2: 9, 10, (11), 12, 13, (14), (15), 16, (17), 18, 19
Akt 3: (20), 21, 22, 23, (24), 25, 26, (27), 28
Akt 4: (29), (30), (31), (32), 33, 34, 35.
Aber auch (fast) ohne Kürzung hatten wir am Ende ein euphorisiertes Publikum.
Ich wünsche allen, die das Stück in Angriff nehmen, genauso viel Spaß, wie wir ihn hatten!
Christiane Hrasky studierte Diplom Kirchenmusik und Orgel und Master Chorleitung und ist seit 2018 Landeskantorin der Nordkirche. Vertretungsprofessuren führten sie an die Hochschule für Musik Detmold und an die Universität Greifswald. Einen wichtigen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die systematische Herausbildung einer klangschönen, belastbaren Singstimme. Ihre Stimmbildungskonzepte gibt sie in Workshops und Fortbildungen im gesamten Bundesgebiet sowie auf ihrem YouTube-Kanal weiter.
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