Ein großer Erfolg
Über die Online-Arbeit mit der Kölner Chorschule „In 30 Schritten zum Blattsingen“
Von Frustration und Corona-Müdigkeit keine Spur: Andrea Fournier, Chorleiterin u.a. der Singschul‘ der Oper Graz und Lehrbeauftragte für Kinderchorleitung am Mozarteum Salzburg, berichtet Carus exklusiv von ihren Erfahrungen mit der Stimmbildung Kölner Chorschule. Die ersten 15 von 30 Lektionen hat die Chorleiterin mit ihren Kinderchören in den vergangenen 4 Monaten mit erstaunlich großem Erfolg erarbeitet.
Nachdem aufgrund des zweiten Lockdowns im Herbst 2020 Chorsingen nicht mehr erlaubt war, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, per Videounterricht meinen Chorkindern das Blattsingen, das leider in den Chorproben oft zu kurz kommt, systematisch beizubringen. Dabei habe ich die Kölner Chorschule entdeckt und begonnen, mit dieser Schule zu arbeiten, da mich die Methode des Blattsingenlernens mittels Solmisation interessiert hat.
Die Kinder im Alter zwischen 5 und 11 Jahren haben von mir wöchentlich ein Erklärvideo zu jeder Einheit erhalten und ich habe von ihnen die Hausaufgaben (Lieder im Lehrerheft bzw. Anhang) zu jeder Einheit per Video eingefordert.
Die 30 Einheiten im Übungsheft für die Kinder sind sehr übersichtlich und dabei immer gleich aufgebaut, am Ende jeder Einheit gibt es ein paar kurze Lieder, die den Lerninhalt jeder Einheit zusammenfassen. Für die Verwendung der Chorschule in Chorproben sind im Lehrerheft auch zu jeder Einheit Stimmbildungsübungen angegeben.
Andrea Fournier ist Chorleiterin und Organistin. Einer ihrer Schwerpunkte ist die intensive Kinder- und Jugendchorarbeit, u.a. mit den Kinder- und Jugendchören an der Stadtpfarrkirche Graz. Seit 2010 leitet sie außerdem die Singschul´ der Oper Graz und hat einen Lehrauftrag für Kinderchorleitung am Mozarteum Salzburg.
In der ersten Übung jeder Einheit wird das Singen der richtigen Tonhöhe in Verbindung mit der dazugehörigen Geste geübt. Die zweite Übung ist eine Rhythmusübung, die den Kindern aus meiner Erfahrung leichter fällt als die Übungen, in denen es darum geht, die richtigen Tonhöhen zu treffen. Die dritte Übung, die eine andere Tonart näherbringen soll, habe ich eigentlich immer ausgelassen, da ich befürchtete, die Kinder damit eher zu verwirren. In der vierten Übung folgt dann die Kombination Tonhöhen mit richtigem Rhythmus singen, bevor kurze Lieder mit dem Lerninhalt der jeweiligen Einheit den Abschluss bilden.
Die ersten Lektionen konnten die Kinder relativ leicht bewältigen. Da ich die Videos von jedem/r geschickt bekommen habe, konnte ich auch sehen, ob die Kinder die Einheit wirklich verstanden haben. Ab Dezember (ca. bei Einheit 5) war bei uns wieder Einzelstimmbildung möglich, so dass ich in kurzen Einzeleinheiten mit den Kindern allein üben konnte, manche Unsauberkeiten korrigierte und sie so zu Hause gut weiterüben konnten.
Andrea Fournier, Kölner Chorschule, Online-Workshops, Einheit 01
Wo lagen die Schwierigkeiten, was klappte gut?
Der Sprung „so – mi“ (Kuckucksterz) ist bereits ab Einheit 2 dabei und ging auch mit einiger Übung. Erste größere Schwierigkeiten traten bei vielen auf, als die Tonsilbe fa eingeführt wurde, weil der Schritt „so – fa“, nachdem wir so intensiv „so – mi“ geübt hatten, schwerfiel.
Was auch zu sehen war, dass Kinder, die sehr musikalisch und geschickt sind und auch noch ein Instrument spielen, gut mit der Kölner Chorschule zurechtkommen, wobei hingegen Kinder, die im Chor oft nur Mitläufer sind, zum Teil große Probleme mit der Chorschule hatten. Wir haben die Übungen immer entweder mit Tonhöhenzeigen oder Rhythmusgesten gesungen und diese Koordination fiel diesen Kindern oft schwer. Allerdings gab es so kein „Verstecken“ im Chor und auch die schwächeren Kinder konnten so große Fortschritte machen.
Die Tonsilbe „do“ wird erst in Einheit 7 eingeführt. Bis dahin beginnen alle Übungen und Lieder auf der Silbe „so“ und gerade bei den Liedbeispielen merkt man, dass der Grundton fehlt und sich die Kinder damit schwertun.
Matthias P., 6 Jahre, Kinderchor der Stadtpfarrkirche Graz
Bis Einheit 13 sind alle Lieder und Übungen in C-Dur und nachdem die Kinder sich daran gewöhnt haben, dass der Ton c1 die Tonsilbe „do“ ist usw., wird in Einheit 14 die Tonart Es-Dur eingeführt. Ich war sehr gespannt, wie die Kinder damit umgehen und habe mir Gedanken gemacht, wie ich dies auch den Kindern, die kein Instrument spielen, erklären kann. Nachdem ich die ersten Kinder einfach damit konfrontiert habe, dass der Ton b1 das neue „so“ ist und sie die erste Übung singen ließ, war ich überrascht, dass dies so gut funktionierte.
In Einheit 15 wird der Durdreiklang eingeführt und geübt und das Vorstellen der Töne „re“ und „fa“, die nicht gesungen werden, sondern die man sich nur vorstellt, ist eine neue Herausforderung. Viel Spaß haben die Kinder damit das Lied 15.2. Hänschen klein, welches die meisten kennen, nun mit den Solmisationssilben zu singen.
Die Liedbeispiele sind überwiegend geistlich, gemischt mit weltlichen, in Einheit 2 kommt gleich einmal der Ruf in der Osternacht „Lumen Christi“. Nachdem nur mehr sehr wenige Kinder und Jugendliche regelmäßig Gottesdienste in der Kirche besuchen und sie daher nicht mit dem Kirchenliedrepertoire vertraut sind, fiel den Kindern das Lied „Christe, du Lamm Gottes“, das zudem einen dorischen Schluss hat, in Einheit 9 sehr schwer, obwohl es von den Herausgebern vielleicht nicht so gedacht war, da es im Gotteslob vorkommt und daher bekannt sein sollte.
Das Lehrerheft ist sehr gut erklärt, es ist einem letztendlich selbst überlassen, wie man die Arbeit mit der Kölner Chorschule anlegt.
Sarah B. 10 Jahre, Singschul´ der Oper Graz und Jugendchor der Stadtpfarrkirche Graz
Zusätzlich zur Kölner Chorschule baue ich die Solmisation nun in alle Chorlieder, die wir singen ein, d.h. ich lasse die Kinder den Rhythmus nach der Kölner Chorschule klatschen oder lasse die Kinder Teile der Lieder solmisieren, damit sie sehen, dass wir die Blattsingübungen tatsächlich brauchen und sie uns beim Chorsingen weiterbringen.
Nachdem nun fast alle meiner Chorkinder die Einheit 15 in ca. 4 Monaten Video- bzw. Einzelunterricht geschafft haben, werde ich weiter auf diese Weise arbeiten. In der Chorprobe stelle ich es mir wesentlich schwerer vor so effizient zu arbeiten, da sowohl die Aufmerksamkeit in der Gruppe nicht so groß ist als auch viele Kinder einfach so mitgezogen werden. Ich werde mit den Kindern die Einheiten in den Chorproben besprechen und damit arbeiten, aber die Kontrolle im Einzelunterricht bzw. per Video, ist sehr wichtig, da die Kinder in der Gruppe oft selbst nicht merken, ob sie es wirklich verstanden haben.
Ich freue mich schon auf die nächsten 15 Einheiten und werde gerne berichten, wie es uns dabei ergangen ist.
Jakob W., 11 Jahre, Singschul´ der Oper Graz
Die Kölner Chorschule beinhaltet:
- Chorleiterband
- Material-DVD
- Hausaufgabenheft mit Übungen und Platz für Notizen
- Poster
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