„Ungarische Lieblingslieder“
Die Suche nach ihrem Lieblingsstück führte Claudia Seidl zu Brahms‘ „Zigeunerlieder op. 103“.
Lieblingsstücke erinnern oft an besonders schöne Zeiten. So war es auch bei Claudia Seidl als sie sich für die Zigeunerlieder op. 103 von Brahms entschied. Das Stück ist ein Ohrwurm, der sie nach dem Einstudieren für ein Konzertprogramm lange begleitet hat.
Auf der Suche nach DEM Lieblingsstück, habe ich nach langer Zeit mal wieder meine alten Konzertprogramme durchforstet. „Peace I leave with you“ von Knut Nystedt (in Chorbuch Pueri cantores) gehört zu den kleinen Schätzen, die sowohl dem Publikum als auch den Sängern äußerst eindrucksvoll die Zerbrechlichkeit des Friedens und der Harmonie bewusst machen.
Aber da Lieblingsstücke einen ja doch meistens an besonders schöne Ereignisse erinnern, entscheide ich mich für die Zigeunerlieder op. 103 von Brahms – ein Ohrwurm, der mich nach dem Einstudieren für ein Konzertprogramm lange begleitet hat. Viel von der typisch ungarischen Musik ist darin nicht zu finden, doch der Funke der Lebendigkeit springt schnell über. Gedacht war der Zyklus für Hausmusiken in Quartett-Besetzung und trug zunächst den Namen „Ungarische Liebeslieder“. Als dann der Verlag bei der Erstausgabe 1888 den Zusatz „oder für kleineren Chor“ drucken wollte, ging das vollkommen an den Vorstellungen des Komponisten vorbei und er antwortete verärgert: „Wenn ich etwa davon schrieb [von einer alternativen Chorbesetzung], so meinte ich: wir möchten stillschweigend Rücksicht nehmen auf die heutige Unsitte, alles mit mehr oder weniger Ungeschmack möglichst anders zu musizieren, als der Komponist schrieb…“. Diese Einwände scheinen heute kaum noch von Bedeutung zu sein. Und hat man erst einmal einen Pianisten gefunden, der den Klavierpart beherrscht, erklingen die Stücke meist nicht nur im Konzert, sondern auch in gemütlicher Runde bei einem Glas Wein, was dem Komponisten wohl eher gefallen hätte.
Claudia Seidl studiert Musikwissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen und arbeitet seit Januar 2014 als studentische Hilfskraft im Lektorat bei Carus.
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