Zehn Stimmen, ein Chor
Für Isabelle Métrope ist das „Stabat Mater“ von Domenico Scarlatti eine Möglichkeit ein Kozert im Bereich Alte Musik ein wenig zu würzen.
Als letztes Jahr der Leiter des Folkwang-Vokalensembles den Sänger*innen, unter denen auch Isabelle Métrope ist, ein zehnstimmiges Stück anbot, waren alle Mitsänger*innen begeistert. Als er ihnen jedoch verriet, es handelte sich um ein Stück von Domenico Scarlatti, guckten alle verwundert. Scarlatti? Für Vokalensemble? Ja, der Sohn von Alessandro. Wie auch sein Vater, schrieb Domenico zahlreiche Werke für Cembalo (über 550 Sonaten), außerdem Bühnenwerke und geistliche Vokalmusik. Besonders fällt in seinem gesamten Schaffen aber das Stabat Mater auf …
Als letztes Jahr der Leiter des Folkwang-Vokalensembles uns Sängern ein zehnstimmiges Stück anbot, waren alle Mitsänger begeistert. Als er uns jedoch verriet, es handelte sich um ein Stück von Domenico Scarlatti, guckten alle verwundert. Scarlatti? Für Vokalensemble? Ja, der Sohn von Alessandro.
Wie auch sein Vater, schrieb Domenico zahlreiche Werke für Cembalo (über 550 Sonaten), außerdem Bühnenwerke und geistliche Vokalmusik. Besonders fällt in seinem gesamten Schaffen aber das Stabat Mater auf. Die Besetzung (SSSSAATTBB, mit B.C.) ist weder als Doppelchor noch als Solistengruppe zu verstehen, aus der immer wieder eine Stimme als Solist dem Chor abschnittsweise entgegen gestellt würde: Vielmehr sind alle zehn Stimmen gleich wichtig und werden nach und nach verschieden kombiniert. Selbst aus den vier Sopranstimmen, die übrigens genau den gleichen Ambitus haben, werden keine traditionellen Paare gebildet.
Das Stabat Mater ist kein Chorwerk für gemischten Chor, sondern für zehn Stimmen geschrieben und auch zu zehnt optimal aufführbar. Nicht nur aufgrund des Schwierigkeitsgrades eignet sich das Stück vor allem für ein kleines Vokalensemble, sondern insbesondere aufgrund der Transparenz, die für die gleichwertigen Stimmen nötig ist: im „Inflammatus“ beispielsweise lässt Scarlatti bildlich und theatralisch eine Sopran- und eine Tenorstimme duellieren, während der „Chor“ sich mit weicherem Klang direkt an die Mutter Gottes wendet.
Die Aufnahme durch den Kammerchor Stuttgart unter der Leitung von Frieder Bernius ist wie für viele andere Vokalwerke auch hier meine Referenzaufnahme. Diese CD bietet außerdem weitere Werke mit außergewöhnlichen Besetzungen und teils sphärischen, teils unerwarteten harmonischen Wendungen: neben dem 16-stimmigen Lux Aeterna von György Ligeti so auch Mahlers Ich bin der Welt abhanden gekommen und das etwas weniger bekannte, aber nicht minder interessante As I crossed a bridge of dreams, ein meditatives Stück mit Nonsense-Text der australischen Komponistin Anne Boyd.
Wer ein Passionskonzert im Bereich Alte Musik mit einem ausgefallenen Stück würzen möchte, sollte das Stabat Mater von Domenico Scarlatti unbedingt in Betracht ziehen. Außerdem wird das Stück lediglich vom Basso Continuo begleitet, was die Aufführungskosten gering hält … – und den Effekt, der durch die Stimmen alleine erzeugt wird, noch fesselnder macht.
Isabelle Métrope studierte Musikmanagement, Chorleitung sowie Gesangspädagogik und arbeitet seit September 2014 bei Carus im Bereich Marketing und Neue Medien.
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